Akustische und kulinarische Wettkämpfe vor der Hafenkulisse, türkischer Rap und portugiesischer Punk: Am Sonntag findet auf St. Pauli ein Straßenfest besonderer Art statt. Eine Woche vor der Europawahl laden der Wohlfahrtsausschuß und andere Initiativen zu einer Veranstaltung gegen Ausgrenzung und Rassismus ein.

In einer Zeit, in der die Bundesrepublik Krieg führt und eine unmenschliche Abschiebpraxis betreibt, kann nur mit Beharrlichkeit und Phantasie gegen die Mißstände protestiert werden. Die Grenzen zwischen Kunst und Politik werden auf dieser Veranstaltung mit Lust durchbrochen. Hito Steyerl und Manuela Bojadzijev von Kanak Attak erklären, warum sie "Europa abschaffen" wollen. Beim "Battle of the Kochsysteme" wetteifern vier Parteien, die je einem Sound-System angeschlossen sind um die Gunst des Publikums. Zu unterschiedlichen Rhythmen, aber mit gleichen Zutaten, müssen die Konkurrenten ihre Kochkünste unter Beweis stellen. Wer die Wahl gewinnt, bestimmt das Publikum: Die aufmerksam kauenden Zuhörer entscheiden, welches Kochsystem die größte kulinarische und musikalische Qualität hervorbringt. Apropos: Musik gibt es auch von Les Robespierres, Indometable featuring Seker, Ninos con Bombas und der Kinder-Saz-Gruppe aus St. Pauli.

Eine Hafenrundfahrt zum Thema "Migration und Rassismus" veranstaltet die Initiative Kein Mensch ist illegal. Wer lieber auf dem Festland bleibt, kann aber auch einen akustischen Parkspaziergang unternehmen. Die Anwohner-Initiative Park Fiction hat eine poetisch-politische Audiotour produziert, die den Besucher einlädt, sich realistischen Parkutopien hinzugeben. Die bezaubernden Bilder dieser berauschenden Collage verheißen einen krönenden Abschluß der Straßenparty.

Sonntag ab 14 Uhr am Pinnasberg, St. Pauli

taz Hamburg vom 5.6.1999 von Katja Fiedler