F I L M E 1
DRECKFRESSER

DRECKFRESSER
Branwen Okpako (75 min / 2000 / ZDF)
"Ich bin ein Sachse" warb ein Plakat nach den rassistischen Überfällen in Hoyerswerda und zeigte einen afrodeutschen Polizisten. Nun sitzt er selbst im Gefängnis. Die Regisseurin rekonstruiert seine komplizierte und widerständige Geschichte und stößt auf den Fall des Vaters, welcher als Vertragsarbeiter in der DDR offensichtlich von deutschen Arbeitskollegen vergiftet worden ist.

THE TRUTH LIES IN ROSTOCK
Mark Saunders/Siobhan Cleary (78 min / 1997 / Spectacle for Channel Four)
August 1992 Lichtenhagen, Rostock. Die Polizei zieht sich zurück, als Neofaschisten ein vietnamesisches Wohnheim in Brand setzen und viele Zuschauer applaudierend dabeistehen. Der Film interviewt die Beteiligten, diskutiert den Rückzug der Politik gegenüber dem Mob und zeigt Aufnahmen aus dem Inneren des Hauses während der Attacke.

Fern von Vietnam...
... hieß ein Kinokollektivfilm französischer Regiseure (siehe Kommentar), um ihr Verhältnis zum Vietnamkrieg kenntlich zu machen. Einzig Jean Rouch war vor Ort gewesen, während Godard die Einreise verweigert wurde. >Vietnam< war für >Vietnam< war für die Linke damals eine breite Projektionsfläche.
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"Für uns war seit Mitte der sechziger Jahre Vietnam das Spanien unserer Generation. In diesem amerikanischen Krieg gegen große Teile der vietnamesischen Bevölkerung haben wir nie ein isoliertes Phänomen gesehen; vielmehr sahen wir die Intervention der amerikanischen Armee in Vietnam immer in einem umfassenden geopolitischen und sozialen Kontext. Letztlich erschien uns dieser Krieg einer wohlhabenden mächtigen Supermacht gegen die mehrheit der Bevölkerung in einem Schwellenland als ein Exempel dafür, wie jeglicher revolutionäre, politische und soziale Wandel in der zweigeteilten Welt des ‚Kalten Krieges' verhindert werden sollte." Sagt Tilman Fischer, Referent für Schulung und Bildung beim Parteivorstand der SPD, in den Berliner Seiten der FAZ.
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Über dreißig Jahre später ist Vietnam weiterhin und wiederum fern. Das "tapfere vietnamesische Volk" hört nun auf die Bezeichnung "Zigarettenmafia" oder "Fidjis". Die ehemaligen VertragsarbeiterInnen (aus Cuba und Mosambique, Angola oder Vietnam) im Aufbauwerk der DDR sind nach dem Mauerfall als erste entlassen und abgeschoben worden. Ihr Status vergleichbar den "GastarbeiterInnen" im Westen mußte mühsam erstritten werden und ist auch heute nicht garantiert. Zugleich sind sie - wie der aus Mosambique stammende deutsche Staatsbütsbürger Alberto Adriano, welcher im Juni 2000 im Stadtpark Dessaus totgeprügelt wurde - von der Mehrheitsbevölkerung an Leib und Leben bedroht.
Anhand von Filmbeispielen und geladenen Gästen soll die Geschichte der DDR-ArbeitsmigantInnen nachgegangen werden. Widerstandsaktionen wie die Abwehrschlacht vietnamesischer WohnheimbewohnerInnen gegen die Berliner Polizei stehen dabei im Vordergrund. Aktuell steht der seit 5 Jahren im sächsischen Bernsdorf lebende Thung vor einer Anklage, weil er sich mit einem Messer gegen permanente rassistische Attacken zur Wehr gesetzt hatte.

"Das Vietnamesen-Ghetto"
ZDF-Reportage
Trotz reißerischem Titel ist die Fernsehreportage ein seltenes Beispiel dafür, die Betroffenen rassistischer Gewalt nicht nur als Opfer zu zeigen. Vielmehr dokumentiert der Beitrag den Widerstand eines vietnamesischen Wohnheims im Osten Berlin gegen die Übergriffe der Polizei.
Zusätzlich werden Ausschnitte aus DDR-Dokumentaraufnahmen vom Alltag der VertragsarbeiterInnen aus den Sozialistischen Bruderstaaten sowie der Weltjugendfestspielen (mit einer auf deutsch gehaltenen Rede der Black Panther-Aktivistin Angela Davis) gezeigt.

Anschließend GESPRÄCH mit Nguyen Van Huong (Sozialwissenschaftler, Studium in der DDR, Mitarbeit am Enquettebericht fuer die Bundesregierung in Fragen der VertragsarbeitnehmerInnen, arbeitet z.Zt. bei der Ausl&a. bei der Ausländerbeauftragte des Senats von Berlin) und Tamara Henschel sowie weiteren MitarbeiterInnen (Gruenderin Reistrommel e.V. Berlin, vormals Betreuerin in einem DDR-Wohnheim fuer KontraktarbeiterInnen, seit der Polizeirazzia 1990 gegen das Wohnheim Berlin-Havemannstrasse Kampf um die Gleichstellung ehemaliger VertragsarbeitnehmerInnen mit >Gastarbeitern< im Westen sowie umfassende Alltags-Betreuung)

Moderation: Jochen Becker mit Manuela Bojadzijev

Siehe auch die TEXTE: Fern von Vietnam & Verfestigung

und folgende Links:
http://www.freitag.de/1999/13/99131401.htm
http://home.snafu.de/fsk-kino/cielheft.pdf
http://www.queer-view.com/01000er/1097dealer/deutsch1097.htm

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